China: Mädchen & Jungen sind Mangelware in Wirtschaft & Armee

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Wenn in China Mädchen und Jungen „fehlen“, klingt das auf den ersten Blick befremdlich. Ausgerechnet das bevölkerungsreiche China klagt über Nachwuchsmangel. Dabei ist das Unglück hausgemacht. Die Ein-Kind-Politik aus dem Jahr 1979 führte dazu, dass die jungen Jahrgänge zahlenmäßig immer geringer wurden.

China: Mädchen + Jungs zu Zwangsarbeit verpflichtet

Als China im Jahre 1979 die Ein-Kind-Politik einführte, ahnte die Regierung noch nicht, welche Auswirkungen dies später einmal haben würde. Jetzt, da China in der Zukunft angekommen ist, zeigen sich Folgen, die so einfach nicht zu händeln sind. Die Volksbefreiungsarmee braucht dringend Rekruten, um ihren Personalstand zu halten. Doch die Bevölkerung in China altert und immer weniger Jugendliche treten in Arbeitsmarkt und Armee ein.

Vor Kurzem gab es Gerüchte um den taiwanesischen Konzern Foxconn. Um die Produktionszahlen für das neue iPhone hochzutreiben, sollen in China Mädchen und Jungen ( Schülerpraktikanten ) in Zhenzhou gezwungen worden sein, Überstunden zu leisten. Apple erwartet für das neue iPhone X zu Weihnachten Rekordabsatzzahlen.

Natürlich sind die Arbeitsbedingungen in China schon immer andere gewesen wie in Europa. Dennoch beunruhigt die Geschichte ein wenig. Dass in China Mädchen und Jungen weniger zahlreich in den Arbeitsmarkt eintreten, als noch vor einigen Jahren, kann allerdings noch ganz andere Folgen nach sich ziehen. Sinkt die Zahl der Beschäftigten in China, wird das Land der Mitte seine Produktivität auf Dauer nicht mehr aufrecht erhalten können. Dies wäre eine Form des demographischen Wandels, der China seinen Rang als Wirtschaftsmacht kosten könnte.

Die nachfolgende Tabelle zeigt das Wachstum der Bevölkerung Chinas in den letzten Jahrhunderten. Der weiter unten genannte Höchststand an Einwohnern in der Altersgruppe 15 – 24 Jahre gipfelt auch hier in einem Bevölkerungsstand von 1,3 Milliarden Menschen.

Jahr Bevölkerung in Mio.
1700 100
1800 300
1850 413
1935 470
1953 594
1964 695
1982 1.008
2006 1.314

Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.

Chinas Armee erhöht den Sold

Chinas Volksbefreiungsarmee hat in den letzten Jahren zu einer ersten Gegenmaßnahme gegriffen, um dem sich abzeichnenden Personalengpass entgegen zu wirken. Der Sold der Frontsoldaten wurde erhöht. Dies wird sicher dazu führen, dass die Armee im Wettbewerb mit der Wirtschaft um die Nachwuchsgeneration besser punkten kann. Dennoch bleibt das Problem der sich stetig verringernden Zahl der 15- bis 24-jährigen bestehen und das Militär läuft Gefahr auf absehbare Zeit seinen Personalbedarf nicht mehr decken zu können.

Trendwende in China: Mädchen und Jungen haben immer stärkeren Bildungshunger

Eine Studie besagt, dass das Segment der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sich im Zeitraum von 2006 bis 2020 halbiert haben wird. Das Jahr 2006 war das Jahr mit der höchsten Zahl an jungen Menschen in China. Doch der zahlenmäßige Rückgang alleine ist nicht die einzige Ursache für die Verschärfung der Situation am Arbeitsmarkt. Es zeichnet sich eine Trendwende ab. Mehr und Mehr Jugendliche suchen ihr Glück in einer Universitätsausbildung. Im Gegensatz dazu sind Jobs in der Produktion immer weniger attraktiv. Dies liegt zum Einen an den Arbeitsbedingungen, zum Anderen sicher auch an der Bezahlung.

Somit gerät die Produktion der Wirtschaft in China aus drei Seiten unter Druck: Die Volksbefreiungsarmee als Wettbewerber, die schrumpfende Zahl der Jugendlichen und der Wertewandel, welcher das Augenmerk der nachwachsenden Generation mehr und mehr auf eine längere und höherwertige Ausbildung richtet.

Die Armee braucht Rekruten

Wenn in China Mädchen und Jungen händeringend für die Armee gesucht werden, dann liegt das auch an den schieren Zahlen, welche das Gebilde mit sich bringt. Die Stärke der Armee liegt bei knapp 2,5 Millionen Soldaten. Jedes Jahr scheiden etwa 100.000 bis 200.000 Personen aus dem aktiven Dienst aus. Um ihre Stärke zu halten, muss eine ebenso große Zahl an Rekruten aufgestellt werden. Und genau hier beginnt das Problem.

Neben einem höheren Sold hat man sich in Peking noch anderen Gedanken zugewandt, das Problem zu lösen. Man überlegt, den abgeleisteten Militärdienst als Voraussetzung für die Zulassung zur Universität einzuführen. Das würde sicher den Personalbedarf de Armee decken helfen, doch um welchen Preis!

Mittelfristig ist fraglich, ob die Armee die Verteidigungsbereitschaft des Landes aufrechterhalten kann. Ende Oktober 2015 wurde in China die bis dahin geltende Ein-Kind-Politik aufgehoben. Der Parteibeschluss von 2016 stellt die Zwei-Kind-Politik als neues Leitbild vor. Statistisch gesehen ist für eine stabile Bevölkerung eine Geburtenrate von 2,1 Kindern nötig. Aktuell bekommt jede Chinesin weniger als 1,6 Kinder. Somit ist noch nicht abzusehen, dass die Überalterung der chinesischen Bevölkerung gestoppt werden wird.


Bildnachweis: © shutterstock – jorisvo

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